Die bittere Wahrheit
Sie haben keine Chance - oder doch?
Nun, so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten.
Ob Sie eine Chance haben, hängt von vielen Faktoren ab, wobei die
wenigsten durch das tatsächliche Geschehen bestimmt sind.
Beispiel: Zwei freiberuflich tätige Kollegen haben
beide Ferienhäuser, der eine in Spanien, der andere in Italien.
Der Kollege mit dem Ferienhaus in Spanien stellt dieses seinem Vorgesetzten
mehrere Jahre im Sommer für vier Wochen kostenlos zur Verfügung.
Der andere verbringt seinen Urlaub selbst in Italien. Plötzlich
werden die Aufträge für den "Italiener" immer weniger, während sich
der "Spanier" vor Aufträgen kaum retten kann. Der "Italiener" beginnt
sich zu beschweren. Hat er eine Chance? Wohl kaum. Das sei ungerecht?
Verzeihung, aber das ist naiv. Der "Italiener" bekam schließlich
überhaupt keine Aufträge mehr, wurde als Querulant abgestempelt
und musste gehen.
Beispiel: Die Ehefrau eines Vorgesetzten betreibt
ein Maklerbüro. Ein Kollege kauft ein Haus bei ihr. Für die Familie
des Vorgesetzten ein erfreulicher Einkommenszuwachs. Außerdem übernimmt
der Kollegen immer mehr Arbeiten des Vorgesetzten. Plötzlich beginnt
eine steile Karriere. Da der Kollege seine eigentliche Arbeit nicht
mehr schafft verlangt der Vorgesetzte, dass ein anderer Kollege
Arbeiten aus dem Arbeitsbereich des "Häuslebauers" übernimmt. Dieser
wehrt sich. Hat er eine Chance? Meinen Sie wirklich?
Beispiel: Eine Firma erklärt in einer Betriebsvereinbarung
gegen Mobbing vorzugehen. Plötzlich melden sich 2 % des Personals
mit Mobbingvorwürfen. Die Betriebsleitung erkennt, dass sie eine
Lawine losgetreten hat, die sie am liebsten schnell wieder eindämmen
würde. Wie kann man die Situation am Besten bereinigen, wenn es
absehbar ist, dass ein Teil der Belegschaft nur auf den Ausgang
der vorgebrachten Vorwürfe wartet, um dann ebenfalls nach der Betriebsvereinbarung
vorzugehen? Richtig, Sie fangen an in die richtige Richtung zu denken,
wo gehobelt wird, da fallen Späne und außerdem kann man dann mit
einem Schlag zwei Fliegen erledigen. Denn ein Abbau von 2% des Personals
ist in der heutigen Zeit ja auch nicht schlecht und außerdem wissen
dann die anderen wie der Hase läuft.
Alles Quatsch? Leider nicht. Von solchen Faktoren
ist in Wirklichkeit der Ausgang eines Mobbingfalles abhängig.
Die Tatsache, dass Sie Opfer einer nachweisbaren
Verleumdungskampagne geworden sind oder Ihnen Gegenstände aus dem
Schreibtisch entwendet wurden, spielt erst dann eine Rolle, wenn
Sie ähnliche Zusammenhänge, wie die oben erwähnten, mit Sicherheit
ausschließen können.
Sollte dies nicht der Fall sein (und viele Zusammenhänge
können Sie gar nicht wissen) sollten Sie sich rechtzeitig nach einer
anderen Firma umsehen, um eine Alternative zu haben.
Eine französische Mobbingberaterin berichtete im
Themenabend "Mobbing" des Fernsehsenders arte, dass Sie
es in ihrer langjährigen Praxis noch nie erlebt habe, dass dem Mobbingopfer
wirklich Recht widerfahren sei. Stets sei das Mobbingopfer in der
Firma umgesetzt worden, niemals der Mobber.
Sie haben keine Chance - oder doch?
Die Antwort ist einfach.
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